24. April 2016 | Stephan R. Göthel | Oliver Rossbach

Der Befund ist so eindeutig wie schmerzhaft: Die Schifffahrtskrise beherrscht den Markt seit nunmehr acht Jahren. Seit ihrem Ausbruch kämpfen Banken gegen Abschreibungen, Reedereien um ihre Existenz und Investoren wie Anleger mit dem Verlust ihres Eigenkapitals. Wann dieser Trend sich umkehren wird, ist immer noch nicht absehbar, weil eine schnelle und nachhaltige Markterholung sich nach wie vor nicht abzeichnet.

Dazu zwei Thesen:

 1.  Konsolidierung schützt vor Existenzverlust

Reedereien, die nicht in der Lage sind, sich neue Finanzierungsquellen zu erschließen, werden nicht überleben. Denn: Banken werden – wegen der Erfahrungen der letzten Jahre, vor allem aber auch wegen der nochmals gestiegenen Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung im Zuge von Basel III – zukünftig nicht mehr Fremdkapital in erforderlichem Umfang zur Verfügung stellen. Und das KG-Modell gilt als (vorerst) „tot“. Damit bleiben als neue Financiers im Wesentlichen institutionelle Investoren (Pensionsfonds, Family Offices, Private Equity Fonds) sowie der Kapitalmarkt übrig. Diese wiederum engagieren sich nur ab einer bestimmten Unternehmens- bzw. Investitionsgröße und wenn das kapitalsuchende Unternehmen marktübliche Standards an Transparenz, Reporting und Corporate Governance erfüllt. Viele, insbesondere kleinere und mittelgroße Reedereien erfüllen diese Voraussetzungen derzeit nicht. Ihnen ist daher zu raten, alle Möglichkeiten der Konsolidierung und der Kooperation auszuloten und kurzfristig umsetzen. Dabei sind sogenannte Corporate-Strukturen zu schaffen. Die großen Reedereien machen es vor, wie der geplante Zusammenschluss von Deutschlands größter Reederei Hapag-Lloyd mit der United Arab Shipping Company (UASC) oder die Übernahme der American President Lines (APL) durch CMA CGM zeigen.

Einen Überblick über die Möglichkeiten gibt die hier abrufbare Präsentation.

 

2.  Kreditverkäufe werden zunehmen

Denn das Marktumfeld für sogenannte Non-Performing-Loan (NPL)-Transaktionen ist derzeit ideal: Einerseits sind einige schiffsfinanzierende Banken inzwischen einem immensen Druck ausgesetzt, sich von zahlreichen notleidenden Schiffsfinanzierungsengagements zu trennen. Andere wollen aus strategischen Gründen ihr Schiffsportfolio weiter drastisch verkleinern. Andererseits gibt es zahlreiche Investoren, die auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten im Schiffsmarkt sind. NPL-Transaktionen können hier für beide Seiten sehr vorteilhaft sein:

  • Banken können sich auf einfachem und schnellem Weg der steigenden Kapitalkosten für Problemkredite entledigen, den zunehmenden Kostendruck auf interne Teams für die Problemkreditbetreuung reduzieren und sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren.
  • Investoren haben die Möglichkeit, Schiffe mit Erholungspotential günstig zu erwerben.

Einen Überblick über den typischen Ablauf einer NPL-Transaktion geben wir Ihnen gern auf Nachfrage.